Erste erfolgreiche Wiesenweihen-Brut im Landkreis Lichtenfels !

 

Sie zählt zu den bedrohten Vogelarten und lässt sich in Bayern nur selten beobachten: die Wiesenweihe. Das Überleben des habichtartigen, sehr wendigen Greifvogels ist nur durch intensive Schutzmaßnahmen möglich. Dass diese auch am Obermain Wirkung zeigen, offenbart sich nun auf besonders erfreuliche Weise: Im Landkreis Lichtenfels konnte im  Sommer 2022 die allererste Wiesenweihen-Brut überhaupt nachgewiesen werden – ein Erfolg, der dem Schulterschluss zwischen Naturschützern, Landwirten und Behörden zu verdanken ist.

 

Während Wiesenweihen bis vor einigen Jahrzehnten noch in breiten Flusstälern und Flachmooren gebrütet haben, müssen sie heute vor allem auf Getreidefelder ausweichen, da Feuchtgebiete in Bayern selten geworden sind. Und so kam es auch dazu, dass das Greifvogelpärchen sein Nest in einem  Getreideacker Nähe Ebensfeld baute.

 

Jochen Finkel als Bewirtschafter der Fläche war schnell von der Notwendigkeit der Schutzmaßnahmen überzeugt. Ein Anruf genügte, und der junge Landwirt stimmte zu, dass der LBV eine Fläche von 50 mal 50 Metern um das Nest abstecken und umzäunen durfte. Finanziert und zur Verfügung gestellt wurde das Material von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Lichtenfels.  Der Zaun schützt die Nestlinge zum einen vor Fressfeinden wie dem Fuchs. Zum anderen sorgt er dafür, dass die Jungvögel während der Erntezeit nicht in die Schneidwerke des Mähdreschers geraten, da sie ja noch nicht wegfliegen können. 

 

Als es Mitte Juli schließlich ans Dreschen des Getreidefelds ging, staunte manch einer nicht schlecht über den abgesteckten Bereich, der ausgespart wurde. „Es haben tatsächlich viele Leute bei mir angerufen und gefragt, warum denn ein Teil meines Getreides eingezäunt sei und nicht gedroschen werde“, erinnert sich Jochen Finkel, dessen Antwort jedes Mal lautete: „Alles für den Naturschutz.“ Mehr wollten die Beteiligten zunächst nicht verraten, um die Brut vor neugierigen Blicken oder gar Besuchern zu schützen.

 

Nach weiteren, täglichen Beobachtungsrunden durch die LBV-Mitglieder Michael Bäumler und Marion Damm folgte schließlich die gute Nachricht: Die fünf geschlüpften Vögel – und damit übrigens die mögliche Höchstzahl innerhalb einer Brut – hatten es alle geschafft und quicklebendig ihr Nest verlassen.

 

Nach dem Ausflug der jungen Wiesenweihen konnte Jochen Finkel schließlich noch die übrige Fläche dreschen. Erfreulicherweise wirkte sich die rund zweiwöchige Verspätung nicht negativ auf die Qualität des Weizens aus. „Dieses Jahr hatten wir Glück und auch der verspätet geerntete Weizen kann als Brotweizen verwendet werden“, berichtet der Landwirt, der sich mit den Naturschützern über den Erfolg der Maßnahmen freut.

 

„Es ist schön, dass wir zum Erhalt einer seltenen Vogelart beitragen konnten. Auch wenn es leider oft anders dargestellt wird, aber uns konventionellen Landwirten ist Artenreichtum sehr wichtig, und wir versuchen stets, im Einklang mit der Umwelt und dem Artenschutz zu arbeiten“, bekräftigt der Ebensfelder.